Crispinus und Crispinianus

Mein Bruder Crispinianus und ich lebten zusammen mit unserer Familie ein gutes Leben in Rom. Meine Familie war schon lange christlich. Meine Eltern hatten es geschafft, ihr vermögen durch die letzte Verfolgung zu bringen. Der römische Staat suchte nach einer neuen Identität und dabei war der Rückgriff auf die alten Göttersagen immer gern gesehen. Doch wir Christen leugneten den Zusammenhang von Göttern und römischem Staat. Eigentlich dachten wir, dass mit dem Tod von Valerian nun endlich die Verfolgung vorbei war. Doch als sich Diokletian als neuer römischer Imperator durchsetzen konnte, spürten wir, wie der Druck erneut stieg.

Diokletian merkte, dass er das ganze Römische Reich nicht alleine beherrschen konnte, und sorgte für den Aufbau einer Tetrarchie. Vier Kaiser sollten nun das Reich beherrschen. Damit das funktionierte, bediente er sich reichlich an den alten Götterlegenden. Er wurde zum Sohn Jupiter. Selbst zur Gottheit. Da störte die immer größer werdende Gruppe der Christ:innen, für die es nur einen Gott gab.

Um uns zu schützen, organisierten unsere Eltern die Flucht aus Rom. Wir kamen in das Gebiet des Kaisers Maximian in die Stadt Soissons. Wir lebten unauffällig als Schuhmacher und waren nicht auffällig mit unserem Glauben. Im Gegensatz zum Oströmischen Reich war es hier im Westen noch deutlich entspannter. Zwar musste ein:e Christ:in immer damit rechnen, für Belangloses verhaftet zu werden, doch niemand suchte nach uns.

Wir trugen unseren Glauben nicht zur Schau, aber handelten stets nach unseren Überzeugungen. Menschen, die es sich nicht leisten konnten, unsere Schuhe zu kaufen, schenkten wir sie. So ergab sich immer mal wieder das ein oder andere Gespräch. Die Bürger:innen schätzten uns. Einige Reiche ließen sogar Leder da, woraus wir neue Schuhe für die Armen schustern konnten.

Doch mit den Jahren wurde der Druck auf die Christ:innen auch hier immer deutlicher. Wir waren bekannt, aber es schützte uns nicht. Einige verleugneten uns: Wir würden Leder stehlen, den Armen schenken, die Ordnung des Kaisers stören und dazu waren wir auch noch Christen. Keine Chance.

Man lieferte uns an den brutalsten aller Präfekten aus. Er folterte uns mit unserem eigenen Werkzeug. Er wollte, dass wir widerriefen. Doch unser Glaube hat uns bis hierhin getragen und uns so vielen Menschen nahegebracht. Wir blieben. Aus Angst, wir könnten anders überleben, ließ er uns den Kopf abschlagen.

Am 25. Oktober 287 wurden ich, Crispinus, und mein Bruder Crispinianus aus Angst, anders könnten wir überleben, geköpft.

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