Bernhard Schwentner

In der Zeit, in der ich starb, reichte es für die Hoffnung auf eine gerechtere Welt einzutreten, um zum Tode verurteilt zu werden. Ich bin am 28. September 1891 in Schwerin geboren und wurde im März 1914 in Osnabrück zum Priester geweiht. Ein paar Monate später kam es zum Attentat von Sarajevo. Der Erste Weltkrieg begann. Und ich war als Divisionspfarrer an den verschiedenen Fronten eingesetzt.

Ich sah mit eigenen Augen, wie sich die verschiedenen weltlichen Mächte gegenseitig ihre Soldaten aufrieben. Ohne Hoffnung auf Besserung. Nicht mehr den Menschen, sondern nur noch die eigene Macht und ihren Erhalt im Blick.

Ich überlebte den Krieg und brauchte Zeit zum Nachdenken. Ich wurde in Münster in Katholischer Theologie promoviert und auf Wunsch meines Bischofs auch in Rom im Fach Kirchenrecht. Zurück in Deutschland wurde ich als Pfarrer in Neustrelitz eingesetzt. Neben meiner Tätigkeit als Seelsorger der Pfarrei war ich oft bei den polnischen Saisonarbeitern und bei den Soldaten und Offizieren im nahen Fliegerhorst.

Ich stand bei den Menschen und meiner Pfarrei, auch nach 33. Sie wussten, dass ich mich niemandem außer Christus verpflichtet fühlte. Ich sprach ehrlich und mit mir konnten sie ehrlich sprechen.

Doch 1943 klopfte es an meine Tür. Die Gestapo verhaftete mich. Ich sollte volksschädlich sein. Jemand hat mich denunziert. Mein Schicksal war besiegelt. Man warf mir vor, politisch gesprochen zu haben. In Wirklichkeit habe ich religiös gespro­chen. Aber der Gegenseite fehlte dafür der Sinn.

An mir wollten sie zeigen, dass sie über der Kirche und Gott stehen. All ihren eigenen Machthunger projizierten sie auf mich. Sie meinten: Kirche plant die Revolution. Sie verstanden nicht, dass Gott gibt und Gott nimmt. Egal wie sehr wir uns auch aufplustern. Niemand durfte mich verteidigen, niemand für mich eintreten. Sie fürchteten die Wahrheit. Mein Urteil war schon von Anfang an klar: der Tod.

Eine halbe Stunde vor meiner Hinrichtung informierten sie mich. Ich empfing ein letztes Mal die Kommunion und schrieb meine letzten Worte ins Brevier: Dr. Bernhard Schwentner, Pfarrer von Neustrelitz, geb.: 28.9.1892 in Schwerin, gestorben am 30.10.1944 in Brandenburg um 12.30 Uhr. Ich sterbe ruhig und gefasst. Gruß in Christus.

Q:

https://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_Schwentner
https://www.neustrelitz.de/leben/lib/media.php?id=5446

http://www.unitas-ruhrania.org/index.php?section=news&cmd=details&newsid=987&printview=1

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert