Ich bin am 28. Mai 1848 in ein Land geboren, das nicht genau wusste, was es mit der Religion meiner Familie anfangen sollte. Ich wurde am Ende des Sonderbundskriegs in der Schweiz geboren.
Meine Eltern wussten in der Zeit nicht, wie sie sich verhalten sollten. Und so wurden meine sieben Geschwister und ich vor allem fromm erzogen. Wir waren einfache Bauern. Über meine Kindheit kann ich mich nicht beschweren. Abwechslung zu dem monotonen Alltag waren die Geschichten in der Kirche. Mit Begeisterung hörte ich von den heilenden Kräften Jesu und von der perfekten Gesellschaft durch Gott. Ich beschloss, ein Teil davon zu sein und trat mit 19 Jahren, nach einem erfolglosen Versuch in einem anderen Kloster, in ein Kloster der Kapuzinerinnen ein. Ich hieß nicht mehr länger Verena.
Ich lernte gut und wusste meinen Geist durch Gebet und Disziplin zu fokussieren. Schon bald war ich Novizenmeisterin und später Oberin. Die Art und Weise, wie ich das Kloster führte und wir Gutes taten, faszinierte auch die Menschen im Umfeld. Waren wir einst ein überaltertes Kloster, so begannen wir zu wachsen. Wir wurden so viele, dass der Bischof von St. Gallen um seine Macht fürchtete.
Wir mussten weichen. Zusammen mit sechs weiteren Schwestern verließ ich das Kloster, um in Ecuador eine neue Filiale zu gründen. Doch der Kontakt zur Heimat war schwierig und so gründeten wir eine neue Kongregation. Der Bischof wies uns Chone als Arbeitsfeld zu. Es war eine schwierige und vernachlässigte Region. Auch er schien nichts von uns zu halten.
Den Abschiedsschmerz ertränkte ich im Eifer. Ich verlor mich im Gebet und der Armut. Ich lernte die Sprache und die Bräuche der Umgebung. Die Arbeit zahlte sich aus.
1895 begann die Verfolgung der katholischen Kirche in Ecuador. Erneut waren wir nicht mehr willkommen. Wir fanden in einem Krankenhaus in Cartagena eine neue Heimat. Und dort wirkte ich bis an mein Lebensende. Die Armen und Kranken mochte ich am liebsten. Sie waren einfach da und ließen mich vergessen, dass ich meine Heimat nie wieder zu Gesicht bekam.
1924 starb ich, Maria Bernarda Bütler. Ich bin die Patronin von Cartagena.
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