Frauenrechtlerin · kämpfte für das Frauenwahlrecht
Ich bin 1872 in London als zweites von drei Kindern geboren und hatte das große Glück, dass meine Eltern mir Bildung bezahlten: Erst zu Hause und später dann auf der Highschool. Ich war fleißig und gut und bekam ein Stipendium für ein Studium der Literatur am College. Das Stipendium deckte viele Kosten, aber nicht alle. Als mein Vater starb, konnte meine Mutter nicht mehr den Rest zahlen. Ich musste pausieren und Geld durch die Arbeit als Hauslehrerin sammeln. Dadurch konnte ich mir ein Studium der Biologie, der Chemie, der englischen Sprache und der Literatur finanzieren und erfolgreich abschließen. Wieso ich keinen akademischen Grad habe? Der wurde Frauen damals verwehrt.
Ich lernte in dieser Zeit die Women’s Social and Political Union (WSPU) kennen, die sich für das Frauenwahlrecht in Großbritannien einsetzte. Ich wurde Aktivistin. Doch für jede Aktion gab es Repression. Ins Gefängnis gehen wurde für mich zum Alltag.
Es begann 1909, als ich dem Premierminister eine Petition überreicht, die das Frauenwahlrecht forderte: Störung der Öffentlichkeit, ein Monat Gefängnis.
Danach erneut vier Monate wegen einer öffentlichen Rede (reden alleine reichte schon) in London. Und im September 1909 noch einmal.
Merkte ich schon auf der Straße, dass wir als Frauen leicht Ziel von Repressionen wurden, so war dies im nicht-öffentlichen Raum des Gefängnisses noch viel schlimmer. Immer wieder protestierte ich mit Hungerstreik, immer wieder wurde ich mit Gewalt zwangsernährt. Wenn ich meine Zellentür nicht öffnete, füllte mann meine Zelle mit Wasser, bis ich aufgeben musste.
Doch starke Repressionen forderten noch stärkere Aktionen, um zu zeigen, dass wir es ernst meinten. Ich war dazu berufen, für diese Sache bis zuletzt zu kämpfen. 1913 kletterte ich beim Pferderennen durch die Absperrung und stellte mich dem Pferd des Königs in den Weg. Ich wurde niedergetrampelt. Und das verbreitete meine Botschaft schneller, als ich es je gekonnt hätte.
Am 8. Juni 1913 starb ich, Emily Davison. Niemand sprach mich heilig, trotzdem bin ich eine Märtyrerin der Frauenbewegung.
Q: