Fürstin und Bettlerin · Patronin der Nächstenliebe
Mein Leben lief nicht nach Plan und trotzdem hat sich alles gut gefügt. Eigentlich war mit meiner Geburt der Rest meines Lebens vorbestimmt. Als ich vier Jahre alt war, wurde ich zusammen mit meiner Mitgift zu Hermann von Thüringen geschickt. Ihm war ich schon längst versprochen. Mein Leben war so viel wert, wie es der Macht meiner Familie diente. Doch meine Schwiegereltern waren nach einiger Zeit unzufrieden mit ihrem Kauf. Meine Mitgift war ihnen auf Dauer nicht üppig genug. Und als Hermann starb, überlegten sie, mich zu retournieren.
Zum Glück war ihnen der Machterhalt wichtiger und so wurde ich dem zweiten Sohn Ludwig versprochen. Das passte mir gut. Er verstand mich. Als einziger wollte er mich nicht erziehen. Für ihn war ich keine Deko, sondern Teil seines Lebens. Wir heirateten und lebten und erlebten alles gemeinsam. Sowohl am Tisch als auch auf Reisen. Unüblich für meine Zeit.
Trotzdem fühlte ich mich immer wieder fremd am Hof und konnte meine innere Zerrissenheit nicht einordnen. Bis zu dem Tag, als ich von den Ideen des Franz aus Assisi hörte. Ein Stein fiel mir vom Herzen, als ich erkannte, dass mein Glaube die Antwort war. All diesen Reichtum brauchte ich nicht und so war ich frei, ihn zu verschenken.
Ludwig unterstützte mich dabei. Gemeinsam gründeten wir ein Hospital und statteten es mit reichlich Besitz aus, sodass es sich selbst tragen konnte. Nach und nach verschenkte ich all mein Hab und Gut und tauschte teure Kleider gegen ein einfaches Wollkleid. Endlich passte mein Leben zu mir.
Sechs schöne Jahre hatten Ludwig und ich gemeinsam. Denn der Kreuzzug rief und er folgte dem Ruf. Ich begleitete ihn bis zu unseren Landesgrenzen, denn ich spürte, dass ich ihn nie wieder sehen werde. So kam es. Mit Ludwig ging das Letzte, was mich noch am Hof hielt.
Ich war bereit, den Hof für immer zu verlassen. Es war ein Ringen. Ich musste tricksen. Doch endlich konnte ich mein Leben so leben, wie ich es wollte: Schlicht und einfach. Ich lebte bei und für die Armen und führte das weiter, was Ludwig und ich gestartet haben.
Am 17. November 1231 starb ich, Elisabeth von Thüringen, mit 24 Jahren. Am Ende habe ich selbst meinen Wert bestimmt.