Qiu Jin

Frauenrechtlerin

Ich wurde 1875 in ein gutes Elternhaus reingeboren, das finanziell zwar auf dem absteigenden Ast war, sich aber innerlich immer noch adlig fühlte. Mein älterer und jüngerer Bruder waren der Stolz der Familie, denn sie waren männlich und konnten damit zu den Ahn:innen beten und so für den zukünftigen Wohlstand und das Ansehen der Familie sorgen. Meine jüngere Schwester und ich dagegen kosteten die Familie, bis wir endlich verheiratet werden konnten, nur Geld.

Meine Mutter sah in uns mehr als Hochzeitsgegenstände und unterrichte uns in Literatur und Poesie. Fasziniert von den klassischen Dichter:innen der Zeit schrieb ich mit elf Jahren meine ersten Verse.

Bei Onkeln und Cousins lernte ich Kampf- und Schwertkunst sowie das Reiten. Ich konnte alles, was ich gebraucht hätte, um eigenständig Karriere zu machen. Doch ich war eine Frau –  und so wurde ich im Alter von 21 Jahren verheiratet.

Die Familie meines Mannes war neureich, gewissenlos und ungebildet. Er ein Trinker. Die Schwiegereltern erst zufrieden, als zwei Kinder auf der Welt waren. Als Frau durfte ich nicht dasselbe machen wie Männer, dabei war mein Herz viel mutiger als das eines Mannes!

Mein Glück war, dass Chinas Regierung wackelte. Die Qing-Regierung war in den letzten Zügen und die Zeit war günstig, um auszubrechen. Zu meinem Glück kaufte sich mein Mann eine Stelle in Peking. So lernte ich weitere Frauen kennen und merkte: Es bestand Handlungsbedarf! Ich wollte nicht länger jemandem gehören, verließ Mann und Kinder und zog nach Japan, wo es auch als Frau möglich war, zu studieren.

Ich fand meine öffentliche Stimme! Forderte die gleichen Rechte für Männer und Frauen und förderte die Vorbereitungen für eine Revolution. Nur wenn die Qing-Dynastie gestürzt würde, wäre Raum für neues Denken.

Fest entschlossen, dies umzusetzen, zog ich zurück nach China und gründete eine Schule für Mädchen sowie eine Frauenzeitschrift. Ich packte die Themen an, die man verschwieg. Ich plante die Revolution, doch ich wurde verraten.

Am 15. Juli wurde ich, Qiu Jin, enthauptet. Ich kämpfte für die Rechte der Frauen in China und werde dort immer noch als Heldin verehrt. In Europa kennt mich niemand.

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