Franziska von Rom

Zu meiner Zeit lag Rom in Schutt und Asche. Wölfe zogen durch die Stadt und Schafe weideten im Petersdom. Und auch die Kirche stand nicht gut da. Die französischen Kardinäle sahen in Avignon den neuen Sitz des Papstes, während der kurz vor meiner Geburt gewählte Papst Urban VI. Rom wieder als Zentrum haben wollte. In der Kirche stritten die Menschen um Macht. Und vergaßen dabei den Grund ihrer Existenz.

Ich wurde in eine reiche Handelsfamilie geboren, die stark von den Wirrungen der Zeit profitiert hat. Wir hatten einen Palast und es lebte sich gut. Doch zwischen all dem Prunk faszinierte mich seit jeher das Ordensleben. Diese Rückbesinnung auf den wesentlichen Punkt der Hingabe für andere. Meinem Vater gefiel das gar nicht und er sah keinen anderen Ausweg, als mich im Alter von 11 Jahren an den Befehlshaber der päpstlichen Truppen zu verheiraten.


Vierzig Jahre war ich seine Ehefrau. Brachte sechs Kinder zur Welt, von denen ich zwei an die Pest verlor. Zusammen mit meiner Schwägerin Vanozza kümmerte ich mich um die Armen von Rom. Bald wussten sie, dass es bei uns immer ein Stück Brot und einen Becher Wein gab. Wohl fühlte ich mich in der Ehe nie. Auf der einen Seite zog es mich immer ins Kloster und auf der anderen Seite zogen mich andere Menschen ganz in ihren Bann. Mich packte oft die Lust und Fantasie. Ich verlor mich gerne in meinen Gedanken und in der Mystik. Denn es war der einzige Ort, an dem ich ich sein konnte. Und gleichzeitig sagte man mir immer wieder, dass es falsch sei.

Ich folgte den Regeln meiner Zeit und züchtigte mein Verlangen. Als mein Mann starb, hatte ich endlich den Raum, um eigenständig zu werden. Ich gründete ein Kloster und andere adlige Frauen folgten mir. Zwar schafften wir es nicht für uns und unser Verlangen einzustehen, aber wir standen für andere ein.

Am 9. März 1440 starb ich, Franziska von Rom. Ich war Mystikerin und musste auf so vieles in meinem Leben für andere verzichten.

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