Es gab zwei große Dinge, die mir mein Leben, das 1779 in Burgund begann, von Anfang an schwer machten. Zum einen wurde ich als Frau geboren und zum anderen sehnte ich mich nach dem Wissen der weiten Welt. Ich wollte verstehen, wie Dinge um mich herum funktionieren. Ich wollte keine Tüftlerin sein, ich wollte einfach nur Dinge lernen. Doch das war nicht so einfach. Mein Vater war Winzer. Das war nicht unbedingt ein schlechter Job, aber nur Töchter von reichen Menschen gingen zu Schulen.
Mein Bruder Louis durfte lernen und war bald später schon Diakon in unserem schönen Dorf Joigny. Er erkannte an meinen vielen Fragen, dass ich Lust hatte zu lernen und unterrichtete mich in allem, was er wusste, bis die anfänglich hoffnungsvolle Französische Revolution als Terror über unser Land zog und ihn nach Paris verschleppte. Zwei Jahre war er gefangen. Ich las in der Zeit fleißig seine Bücher und bildete mich weiter. Nachdem er wieder frei war, rief er mich nach Paris.
Der Terror der Revolution hatte tiefe Wunden hinterlassen. Die Menschen hatten Angst und den Glauben an die Hoffnung verloren. Ich unterstützte meinen Bruder und gab das weiter, was ich die letzten Jahre gelernt hatte.
Auf mein Wirken wurde der Jesuit Joseph-Désiré Varin aufmerksam. Zusammen mit ihm gründete ich die einzige Form, wie auch Frauen meines Standes wahrgenommen wurden: Wir gründeten 1800 einen Orden.
Mein Orden heißt Sacré-Coeur und macht sich seitdem für die Bildung von Frauen stark. Ich wusste von dem Leid, das Mädchen aus nicht-adeligen Verhältnissen hatten, und so beschloss ich, das Geld aus den Internaten der Reichen dafür zu nutzen, Freischulen für die ärmeren Frauen zu betreiben. Mein Orden verbreitete sich rasch über die ganze Welt. Bei meinem Tod lebten bereits 3539 Nonnen in 99 Gemeinschaften.
1865 starb ich, Magdalena geborene Sophie Barat.