Zeugin der Christenverfolgung
Wir waren bereit, Christ:innen zu werden, und mussten dafür sterben. Denn während unserer Taufvorbe-reitung wurden wir festgenommen. Ich war 22 Jahre alt, kam aus gutem Elternhaus und musste bei der Festnahme meinen Sohn, noch ein Säugling, bei meinem Mann lassen. Mit mir nahmen sie auch meine Sklavin Felicitas sowie drei weitere Anwärter fest. Der offizielle Grund unserer Haft war das Verbot der Bekehrung zum Christentum oder Judentum, aber der tatsächliche Grund war, dass bald der Geburtstag des Kaisersohns anstand. Und während wilde Tiere und die Gladiatoren bereits in den letzten Tagen angereist waren, fehlte es noch an Menschen, die zur Belustigung sterben könnten.
Mein Vater besuchte mich im Gefängnis. Nicht aus Mitleid, sondern aus Angst vor seinem eigenen Ansehen versuchte er, mich von der Taufe abzuhalten. Er schlug mich. Immer und immer wieder. Doch er verstand nicht: Genauso wie man eine Vase nicht anders nennen kann als eine Vase, so kann ich mich nicht anders bezeichnen als eine Christin.
Verprügelt ließ er mich in der Zelle zurück. Mein Vater war enttäuscht, dass er die Macht über mich verloren hatte.
Wir ließen uns im Gefängnis taufen. Kurz vor unserem dem Verhör des Kaisers kam mein Vater erneut. Diesmal wimmernd und bettelnd. Doch er verstand nicht, dass es nicht mehr um ihn oder um mich ging. Auch vor dem Kaiser blieb ich standhaft, und so wurden wir zum Tode verurteilt.
Unser letzter Gang führte ins Amphitheater. Während die Männer wilde Tiere bekamen, verspottete man uns Frauen und schickte Kühe in die Arena. Wir wurden entkleidet und nur mit einem leichten Mantel bedeckt. Ich versuchte, den Mantel mit Stolz zu tragen und achtete darauf, dass er mich stets bedeckte. Auch, wenn ich sterben sollte, war ich nicht bereit, ihren Willen zu befriedigen und mich kleinzumachen. Die Kühe konnten uns nicht töten. Deswegen schickten sie Gladiatoren hinterher, die es taten.
203 starb ich, Perpetua, in der Arena durch die Klinge eines Gladiators. Ich half ihm, denn es sollte meine Entscheidung bleiben.
Q: