Patron von Irland
Ohne Irland hätte ich meinen Glauben nicht verstanden. Geboren bin ich auf der britischen Insel. Mein Vater war Beamter der römischen Besatzungsmacht und Diakon in der christlichen Community. Dadurch hatte ich in meiner Kindheit viele Privilegien: Ich konnte die römische Bildung genießen, den christlichen Glauben kennenlernen und lebte in einem wunderschönen Landhaus. Bestimmt wäre ich der Karriere meines Vaters gefolgt, doch unser Wohlstand zog Piraten an. Als ich 15 Jahre alt war, entführten sie mich nach Irland. Als ihr Sklave musste ich die Schafe hüten.
Sechs Jahre lang lernte ich Irland kennen: Das raue Wetter, die sonnigen Momente, die grünen und recht eigenwillig verspielten Landschaften. Die Menschen waren genauso rau wie herzlich und genauso freundlich wie verschlossen. Weit weg von zu Hause gaben mir die christlichen Psalme und Texte ein Gefühl von Sicherheit. Und gleichzeitig begannen sie, hier neue Geschichten zu erzählen: Der gute Hirte, der seine Schafe führt, der Exodus, der aus Knechtschaft befreit, und Gottes Hand, die mich selbst an den entlegensten Winkeln der Erde findet. All das war mir auf einmal sehr nah und verständlich.
Eines Nachts sah ich im Traum, dass ein Schiff mit Händlern auf mich wartet. Getrieben von der Sehnsucht nach Heimat floh ich noch in derselben Nacht. Und in der Tat lag ein Schiff im Hafen. Doch anstatt zurück nach Britannien kam ich ans europäische Festland. In den letzten sechs Jahren gab mir Gott Kraft, darum entschloss ich mich, in ein Kloster einzutreten. Ich unterschätzte, wie sehr ich Irland vermissen würde.
Ich hielt es nicht lange aus und bat recht bald um meine Entsendung in das Land, das mich auf so viele Arten und Weisen in seinen Bann zog. Einst erklärte mir das Land, welche Kraft eigentlich in meinem Glauben lag, und nun begann ich, den Menschen davon zu erzählen. Ich ließ Schulen bauen und Klöster errichten. Und es gab keinen Tag mehr, an dem ich nicht durch dieses wunderschöne Land streifte.
Am 17. März 461 starb ich, Patrick von Irland. Ich stehe ein für Wahrheit im Herzen, Kraft im Arm und Erfüllung in der Rede.