Noomi & Ruth

Niemals hätten wir unser Land verlassen, wenn uns der Hunger nicht dazu gezwungen hätte. Mein Mann Elimelech war Bauer und als solcher darauf angewiesen, dass die Erde Früchte trägt. Doch das tat sie nun schon länger nicht mehr. So gaben wir alles auf, was wir hatten, und verließen mit unseren beiden Söhnen Israel, um im Land Moab einen Neuanfang zu wagen.

Es war kein einfacher Weg und mehr als einmal habe ich überlegt, ob es die richtige Entscheidung war. Doch wir erreichten Moab und fingen von Neuem an. Unsere Söhne fanden schnell Anschluss und heirateten. Ruth und Orpa gaben mir Hoffnung, dass es uns gelingen würde. Doch unser neues Glück währte nicht lange. Elimelech, mein Mann, hatte alles aufgewendet, um mit uns in ein neues Land zu ziehen. Doch kaum waren wir da, verließen ihn die Kräfte. Er erkrankte und starb. Kurz danach erwischte es meinen Sohn Machlon und kurz danach starb auch Kiljon.

So waren wir auf uns gestellt. Ruth, Orpa und ich. Nichts gab uns Sicherheit und zu allem Unglück brach nun auch in Moab die Hungersnot aus. Der Grund, einst in dieses Land zu fliehen, war nun hinfällig. Was sollte ich dort? Nichts hielt mich mehr. Und wenn ich schon auf mich alleine angewiesen war, dann doch lieber in einem Land, das ich kannte.

Ich bereitete alles vor und brach auf. Sowohl Ruth als auch Orpa begleiteten mich bis zur Grenze. Dort angekommen war ich bereit, beide zu verlassen. Orpa verstand es und ging. Doch Ruth blieb. Und mehr noch. Es war ein Funkeln in ihren Augen. Sie sagte: Wo du stirbst, will ich auch sterben, und dort will ich begraben werden. Und ich verstand, dass schon längst nicht mehr Moab, sondern ich ihre Heimat war.

Auch wenn wir die Jahre danach immer wieder auf andere angewiesen waren, so entdeckten wir die eigentliche Stärke in unserer Zweisamkeit. So lebte ich zusammen mit Ruth, bis der Tod uns schied.

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