Nikolaus von Myra

Bischof · Geheimer Wohltäter

Als ich 19 Jahre alt war, sorgte mein Onkel dafür, dass ich in seine Fußstapfen trete. Er selbst war Bischof von Myra. Ich wurde erst zum Priester geweiht und anschließend Abt im benachbarten Kloster von Sion. Wäre ich bei meinen Eltern geblieben, wäre ich wahrscheinlich gestorben, denn die Pest brach in meiner Heimatstadt aus und hinterließ kaum Leben. Alles, was mir blieb, war ein stattliches Vermögen. Doch was sollte ich damit? Das Kloster versorgte mich mit allem Nötigen und mehr als das brauchte ich nicht.

Ich hatte eine bessere Idee für das Geld. In meiner Zeit waren Frauen nur so viel Wert, wie sie an Mitgift in eine Ehe einbrachten. Das stellte vor allem die ärmeren Familien vor eine unangenehme Herausforderung. Zwar hatten sie wunderbare Töchter, aber kein Geld, um sie zu verheiraten. Auf die Mutterrolle reduziert gab es auch kaum die Möglichkeit, dass Frauen selbstständig und selbstbestimmt leben.

Um Geld für die Mitgift zu sammeln, wurden die Töchter von ihren eigenen Eltern zur Prostitution gezwungen. Sie mussten erst ihren Körper verkaufen, um anschließend, mit ausreichender Mitgift, Männern zu Heirat angeboten zu werden.

Das Vermögen meiner Eltern sollte so viele Töchter wie möglich vor dem Strich bewahren. Aber niemand sollte wissen, dass ich es war. Mir war es unangenehm, wenn jemand von meinem Erbe wusste. Also schlich ich nachts, wenn alle schliefen, durch die Straße und warf Gold durchs Fenster, ließ Münzen durch den Schornstein regnen und versteckte Schmuck vor dem Hauseingang.

Doch jemand ertappte mich. Und bald schon wusste die ganze Region von meinen nächtlichen Aktionen. Ich war peinlich berührt von all dem Dank. Als bald darauf mein Onkel starb und der Bischofssitz frei war, wollten sie mich. Ich unternahm eine Pilgerreise ins Heilige Land, in der Hoffnung, dass sie mich vergessen haben, wenn ich wiederkomme. Aber das hatten sie nicht. Erneut trat ich in die Fußstapfen meines Onkels. Ich wurde Bischof von Myra.

348 starb ich, Nikolaus von Myra. Noch heute wird in meinem Namen reich beschenkt.

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