Mein ganzes Leben wurden Katholik:innen in England mit aller Härte verfolgt. Messen waren verboten und katholisch sein nur im Geheimen möglich. Wir hatten eine kleine Hausgemeinschaft mit zwei anderen Familien. Früh bekam ich mit, was Repression bedeutet: Drei Verwandte wurden hingerichtet und meine Großmutter musste 14 Jahre in den Kerker.
Meine Eltern dachten, dass ich nur glücklich werden würde, wenn sie mich verheiraten. Edward war die Hoffnung der englischen Katholiken, doch meine Zukunft war er nicht. Ich hatte bei Verwandten vom Ordensleben erfahren. Diese unabhängige Art zu leben ließ mich nicht mehr los. Da in England keine Klöster mehr existierten, reiste ich nach Flandern, um mich dort den Klarissen anzuschließen.
Ich merkte, dass ich zu einem Leben im Kloster bereit war, doch ich spürte, dass es nicht die richtige Form war. Nach drei Jahren zog es mich zurück nach England. Dort unterrichtete ich heimlich die katholischen Mädchen. Ich spürte, dass das mein Weg werden sollte. Zusammen mit meinen Schülerinnen zog ich nach Flandern und gründete das Institut der Englischen Fräulein, eine Gemeinschaft nach dem Vorbild der Jesuiten. Wir hatten keine Klausur und lebten in der Welt.
Das missfiel dem Klerus, denn wir waren unabhängige Frauen und nicht eingesperrte Nonnen. Dreimal reiste ich zu Fuß nach Rom, um unsere Ordensregeln bestätigt zu bekommen. Dreimal war ich erfolglos. Papst Urban VIII. löste unsere Gemeinschaft auf und ich musste neun Wochen als Ketzerin in Haft. Zwar sprach mich die Inquisition frei, doch die Gemeinschaft blieb verboten. Hätte nicht Maximilian I., Kurfürst von Bayern, seine Hand über unsere Schule gehalten, hätten meine Ideen wohl nicht überlebt.
Enttäuscht reiste ich in meine englische Heimat zurück. Letztendlich war es auch egal, von wem ich für meinen Glauben verfolgt werde.
Am 30. Januar 1585 starb ich, Mary Ward. Ich kämpfte mein Leben lang für die Unabhängigkeit der Frauen in der Kirche. Erst 1978 wurden meine Ordensregeln anerkannt.
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