Bischof von Vienne · Patron der Ammen, Hirt:innen und der Feuerwehr
Das war knapp. Mein Start ins Bischofsamt war jetzt nicht der geschickteste. Mein Name ist Mamertus. Ich bin geboren in Lyon und musste mein Leben lang nicht Not klagen. Ich wurde 461 Bischof von Vienne. Einige sagten, es läge an meiner großen Heiligkeit. Mein kleiner Bruder war auch Priester. Er hatte es mehr so mit Büchern, ich mit Menschen. Er eher so Philosoph, ich eher so Politiker.
Mein größter Patzer? Zwei Jahre nach meinem Amtseintritt sorgte ich dafür, dass als neuer Bischof Marcellus geweiht wurde. Volk und Papst gefiel das nicht und die Karriere war dahin. Zusätzlich wurden meine Ländereien immer wieder von Naturkatastrophen geplagt: Mal Feuer, mal Erdbeben, mal Raubtiere, die über uns herfielen. Mir blieben nicht allzu viele Mittel, um etwas dagegen zu tun, außer die Frömmigkeit zu fördern; sie öffentlich zu machen, um unser Schicksal in Gottes Hände zu legen.
Mit dem Rücken zur Wand erinnerte ich mich daran, was ich am besten konnte: Menschen spüren und lenken. Es gab eine tiefe, fromme Verehrung des Märtyrers Ferreolus in der Region. Ich ließ seine Gebeine finden, eine Basilika errichten und sorgte dafür, dass die Menschen einen Ort bekamen. Sie vertrauten mir wieder mehr, weil ich mich um sie kümmerte.
Doch die Feuer und Plagen hörten nicht auf und die Menschen deuteten es als Strafe Gottes. Es gab in der Vergangenheit immer mal wieder vor dem Fest Christi Himmelfahrt selbstorganisierte Bittprozessionen. Ich fasste den Entschluss, sie an die Kirche zu binden und verbindlich an den drei Tagen vor dem Fest einzuführen.
Just am Morgen des Tages, als ich es verkünden wollte, hörte ein großer Waldbrand in unserer Nähe einfach auf zu brennen. Klar hatte ich auch in der Nacht gebetet. Aber das tat ich auch sonst. Ich wusste nicht, warum das Feuer nicht mehr brannte, aber ich merkte, dass das Volk es als Zeichen sah. So verband ich die Frömmigkeit des Volkes mit den Glaubenswahrheiten der Kirche.
477 starb ich, Mamertus. Heute bin ich Patron der Ammen, Hirten:innen und der Feuerwehr. Man betet zu mir gegen Krankheit der Brüste, Fieber und Dürre. Mit meinem Gedenktag am 11. Mai zähle ich zu den Eisheiligen.
Der heil Mamertus folgte dem Simplizius auf dem bischöflichen Stuhle von Vienne Er war im fünften Jahrhunderte eines der glänzendsten Lichter der gallischen Kirche und verband mit großer Wissenschaft eine besondere Heiligkeit die sich durch die Gabe der Wunder kund machte Seiner Frömmigkeit hat man die Einsetzung der öffentlichen Gebete zu verdanken die unter dem Namen Bitt Tage bekannt sind Folgendes war dazu die Veranlassung Durch Zulassung Gottes geschah es daß das Volk durch Krieg und verschiedene andere Plagen hart bedrückt wurde Viele Feuersbrünste häufige Erdbeben und wilde Raubthiere die sogar bei hellem Tage in Dörfer und Städte eindrangen verbreiteten Schrecken und ermahnten laut zur Buße Die Gottlosen schrieben diese Ereignisse dem Zufalle zu die Weisern aber sahen sie an als Wirkungen des göttlichen Zornes der ihnen völligen Untergang drohe Mitten unter diesen Drangsalen gewährte Gott dem Glauben des heil Mamertus einen augenscheinlichen Beweis seines Wohlgefallens und seiner Güte
Eine schreckliche Feuersbrunst der man nicht Einhalt thun konnte drohte die Stadt in einen allgemeinen Schutthaufen zu verwandeln Der heilige Bischof schickte sein Gebet zum Himmel und das Feuer erlosch augenblicklich Dieses Wunder benützte er dazu die Sünder zu ermahnen daß sie von ihren Unordnungen ablassen sie durch Buße söhnen und den Arm Gottes durch jede Art guter Werke entwaffnen möchten In der Osternacht brach ein zweiter Brand aus der die Stadt mit neuem Schrecken erfüllte Der heilige Bischof nahm wie gewöhnlich zu Gott seine Zuflucht warf sich vor dem Altar auf die Kniee nieder und die Flammen erloschen wie der hl Avit sagt auf wunderbare Weise In dieser Nacht war es auch wo er den frommen Plan faßte öffentliche Bittgänge anzuordnen welche alle Jahre drei Tage lang verrichtet werden sollten Sein Zweck dabei war den erzürnten Himmel zu besänftigen
Diese Bittgänge bestanden in Psalmengesang in dem Sündenbekenntnisse und im Gebete das mit Fasten Thränen und Herzenszerknirschung begleitet seyn sollte Diese heilige Anordnung blieb nicht allein auf den Kirchensprengel von Vienne beschränkt auch der von Klermont wo der heil Sidonius Apollinaris Bischof war nahm sie schon vor dem Jahre 475 an worauf sie bald in der ganzenabendländischen Kirche eingeführt wurde
Der Heilige hatte einen Bruder der jünger war als er diesen weihte er zum Priester und theilte mit ihm die Arbeiten seines Hirtenamtes er hieß Mamertus Klaudianus Der heil Sidonius Apollinarius sah als das größte Talent seines Jahrhunderts an denn er war in Wissenschaften bewandert und im Stande auf alle ihm vorgelegten zu antworten und alle Irrthümer zu bekämpfen Allein seine und Tugend erwarben ihn noch größere Hochschätzung als seine Kenntnisse Er starb um das Jahr 474 nachdem er seinem wichtige Dienste geleistet hatte Von dem übrigen Leben des heil Bischofs von Vienne haben wir weitere Kenntniß Er starb 477 Sein Name befindet sich in dem Martyrologium