Freiheitskämpfer · Pazifist
Ich glaube, dass jeder Mensch vom Göttlichen eine Aufgabe hat und sein ganzes Leben in der Pflicht steht, dieser Aufgabe zu folgen.
In meiner Kindheit habe ich gelernt, dass Sachen nun mal so sind, wie sie sind. Ich wurde verheiratet als ich 13 Jahre alt war, mit 16 Jahren bekam ich mein erstes Kind und verlor noch im selben Jahr meinen Vater. So ist das Leben, dachte ich. Ein ständiger Kreislauf. Die Dalits sortieren den Müll und die Brahmanen legen die heiligen Schriften aus. Ich selbst bin in den Stand der Vaishyas geboren. Einmal habe ich in meiner Kindheit versucht, ihn zu durchbrechen. Ich aß Ziegenfleisch, trank Wein, konsumierte Zigaretten, stahl meinen Eltern Geld und ging in ein Bordell. Doch der Moment der Freiheit hielt nur kurz an und ich empfand tiefe Scham. Nur durch Selbstdisziplin konnte ich die Gedanken verdrängen, die mein eigenes Leben als nicht mehr lebenswert ansahen.
Drei Jahre lang studierte ich in England Jura, bevor ich zurück nach Indien kam, um als Anwalt zu arbeiten. Ich machte meine Sache gut. So gut, dass meine Familie mich nach Südafrika zur Verteidigung von indischen Geschäftsleuten schickte. Das war nötig, weil die britischen Anwälte meine Landsmänner nicht angemessen verteidigten. Für sie waren wir nicht auf einer Ebene wie die dort bereits Lebenden, obwohl wir ebenfalls der Oberschicht angehörten. Ich begann, die indische Minderheit zu organisieren, um ihre Interessen gegenüber der Kolonialregierung zu vertreten. Ich war erfolgreich genug, dass sie mich niederprügelten.
Motiviert von den guten wie schlechten Erfahrungen in Südafrika schloss ich mich in meinem Heimatland der Partei Indian National Congress an. Unser Ziel war die Unabhängigkeit Indiens von den britischen Besatzern. Unser Widerstand bestand aus Nichtkooperation, Nichthandeln, Boykott, Hungerstreik. Wir waren nicht länger ihre Schachfiguren, aber gleichzeitig gaben wir ihnen keinen Grund, uns zu verurteilen. So erreichten wir 1947 die Unabhängigkeit.
Am 30. Januar 1948 starb ich, Mohandas Karamchand Gandhi. Weil kein Mensch die Wahrheit kennt, hat auch keiner das Recht, diese mit Gewalt zu verteidigen.