Als ich 1150 geboren worden bin, hatten meine Eltern nichts mehr. Wir waren Bürger der Stadt Köln, aber mehr gab es auch nicht. Ich war in der Stadt größtenteils auf mich allein gestellt. Mein Vater suchte immer wieder eine Möglichkeit, Geld zu bekommen und meine Mutter hat kein einziges Mal gelächelt. Vielleicht faszinierte mich daher auch das Bild von dieser jungen Frau mit Kind auf dem Arm in unserer Kirche.
Immer wenn ich es zu Hause nicht mehr aushielt, ging ich, Apfel essend, in die Kirche und betrachtete das Bild. Es beruhigte mich, ihr Lächeln zu sehen. Manchmal schien es mir, als ob das Kind seine Hand nach dem Apfel ausstreckte. Ich kam deswegen mit zwei Äpfeln in die Kirche. Einen aß ich selbst, den anderen legte ich zu der Frau und dem Kind.
Ich lebte seit meiner Geburt wie ein Mönch. Arm, schweigend und in meiner kleinen Welt zufrieden. Es schien mir nur logisch und eine große Chance ins Kloster einzutreten. Ich war mit 12 Jahren der Jüngste. Das verwirrte einige, sodass ich erst mal zur Ausbildung nach Friesland geschickt worden bin. Wieder zurück in meinem Heimatkloster in der Eifel wurde ich zum Spüldienst abgeordnet. Ich mochte es nicht! Ich war kurz davor, Priester zu sein und dann bekam ich solch Langweiliges aufgetragen.
Innerlich tobte ich. Ich nahm meine Wut mit in den Schlaf. Dort sah ich wieder die Frau. Sie sagte zu mir, liebevoll lächelnd: Es gibt nichts Angenehmeres zu tun als den Liebesdienst an Deinen Brüdern. Wenn sie was sagte, konnte ich ihr nicht widerstehen. Ich verrichtete meine Arbeit, wurde Priester und anschließend in die Seelsorge eingeteilt. Das lag mir gut.
Maria, die Frau mit dem Kind, wurde immer präsenter in meinen Gedanken. Sie schenkte mir Wärme und Zuneigung. Sie war mein innerer Kompass, der mir half, vor allem bei Frauen, ein guter Begleiter zu sein. Die anderen Mitbrüder scherzten ab und an, dass sie mich besser Joseph nennen sollten. So nannte man mich Joseph. Mir gefiel es. Maria hat mich nie wieder verlassen.
1241 starb ich, Hermann Joseph von Steinfeld. Ich bin Patron der Uhrmacher:innen und ein Mystiker.
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