Meine Eltern haben lange auf mich gewartet. Als sie mich dann endlich bekamen, taten sie alles dafür, dass ich es mal gut haben werde. Seit meinem dritten Lebensjahr ließen sie mich im Tempel unterrichten. Leider kam eine Frau mit Bildung in meiner Zeit nicht weit, deswegen suchten meine Eltern nach einem Mann für mich. Viele wollten mir imponieren. Versprachen mir den Himmel auf Erden. Doch sie wollten nicht mich, sondern nur eine Frau zum Angeben.
Ich blieb allein, bis ich Josef traf. Er schwärmte nicht von meiner Schönheit und seinen Vorzügen, sondern hörte mir zu, wenn ich von meinen Träumen erzählte. Er war Zimmermann. Hielt nichts von großen Reden über das, was sein könnte, sondern lebte im Moment und dafür, dass dieser gut wird. Bei ihm fühlte ich mich wohl und so blieben wir zusammen.
Wir hatten ein ruhiges Leben in Nazareth. Bis zu dem Tag, an dem ich aufhörte, ruhig zu schlafen. Ich träumte viel. Und immer dieses Gefühl im Körper, dass sich was veränderte. Bis ich merkte, was es war: Ich war schwanger. Ob es ein Wunschkind war? Ich weiß es nicht. Plötzlich war es da in mir. Und die Stimme, die sagte: Fürchte dich nicht. Alles wird gut.
Leben mit Kind ist Chaos. Doch mit meinem Jesus war es ganz besonders. Geboren unter einem besonderen Stern, lehrte ich ihm alles, was ich wusste, und merkte bald, er wusste schon immer mehr als ich. Nichts war normal mit ihm. Wenn er irgendwo hinkam, wurde es besonders. Als ob die ganze Welt auf ihn gewartet hätte.
Ich habe Jesus geboren, ihn geliebt und an das Kreuz verloren. Dabei hätte ich gerne mehr Zeit allein, mit meinem Sohn verbracht.