Erste Frau
Es hätte alles perfekt sein können. Adam und ich sollten Vorbilder dafür sein, wie ein gelungenes Leben mit Gott aussieht. Alles, was wir brauchten, war in unserer Nähe. Behütet wie Kinder wuchsen wir in einer Welt auf, in der es alles im Überfluss gab. Zumindest das, was wir brauchten, fanden wir. Sorgen mussten wir uns nicht. Es war ein Paradies.
Wir erkundeten die Welt zu zweit. Sie war voller Dinge, die wir noch nicht kannten; Tiere und Pflanzen, die wir noch nie gesehen haben. Tag für Tag lernten wir dazu. Adam wurde nicht müde zu betonen, wie froh er war, nicht alleine all das zu entdecken. Wir waren füreinander da und miteinander unterwegs. Wann immer der eine Hilfe brauchte, half der andere.
Doch mit jedem Tag brauchten wir länger, um etwas Neues zu entdecken. Immer mehr war uns bekannt und immer stärker wuchs die Sehnsucht, noch mehr zu wissen. Wir waren genervt davon, so umsorgt zu sein. Wir wollten eigene Entscheidungen treffen. Wir wollten uns streiten, um uns wieder zu versöhnen. Wir wollten uns hassen, um uns wieder zu lieben. Wir wollten bis an das Ende der Welt gehen, um zu sehen, ob es dahinter noch mehr gibt.
Lange quälte mich der Gedanke. Ich entschied für mich und Adam trug die Entscheidung mit: Wir entschieden uns, Gott zu hinterfragen und ihre Entscheidungen abzulehnen. Wir wollten den Glauben verlieren, um ihn selbst wieder finden zu dürfen. Wir verloren unsere kindliche Zuflucht. Aber wir entdeckten unsere Freiheit. Für und gegen Gott.
Am 24. Dezember wird uns, Eva und Adam, gedacht. Wir sind die ersten Menschen und stehen für die Freiheit mit und ohne Gott.