Don Bosco

Ein Traum prägte mein Leben. Ich war neun Jahre alt und lebte zusammen mit meinen beiden älteren Brüdern und meiner Mutter auf einem Bauernhof. Mein Vater starb, als ich zwei Jahre alt war. In dem Traum kamen Straßenjungen auf den Hof gerannt, um herumzutoben. Normalerweise verjagten wir sie immer mit allen Mitteln. Doch als ich im Traum losjagen wollte, sah ich eine Gestalt, die sagte: Stelle Dich an die Spitze der Jungen! Nicht mit Schlägen, sondern mit Milde, Güte und Liebe musst Du Dir diese zu Freunden gewinnen.

Ich wachte auf und verstand nichts. Doch in mir war nun der Wunsch, Priester zu werden. Die Ausbildung war allerdings teuer und mit Geld waren wir nicht gesegnet. Ich fing zunächst eine Lehre als Schneider an und arbeitete später als Stalljunge, um mir eine Ausbildung zu finanzieren. Meine Mutter erkannte, dass ich es ernst meinte und so konnte ich erst das Gymnasium und dann das Priesterseminar besuchen. Mit 26 Jahren war es soweit: Ich wurde zum Priester geweiht.

Mein Einsatzort sollte in Turin sein. Die Industrialisierung hatte den Kindern die Kindheit geraubt. Oft arbeiteten die Eltern oder waren anderweitig ausgelastet, um den Lebensunterhalt zu finanzieren. Die Kinder vertrieben sich ihre Zeit auf der Straße.

Die Pädagogik meiner Zeit kannte keine Antwort außer Strafe. Doch all die Bestrafungen ließen vergessen, dass die Jugendlichen aus Hilflosigkeit so handelten.

Ich gab ihnen Zeit, damit die Jugendlichen ankommen konnten. Ich zeigte ihnen, wie Gesellschaft strukturiert ist, welchen Sinn und welche Werte dahinterstehen und wie sie mit Leben gefüllt werden kann. Und dabei war mir stets klar, dass, wenn Struktur nicht trägt, sie auch geändert werden darf. Die Jugend-lichen lernten, was es bedeutet, gemeinsam zu leben.

Nach Jahren des ständigen Ortswechsels konnte ich 1846 einen heruntergekommenen Schuppen finden. Die Jugendlichen packten mit an und so konnten wir bereits zwei Wochen später mit einem Gottesdienst eröffnen.

Das Haus war nie leer. Es entstand Gemeinschaft im Leben und Glauben. Ich erkannte, dass es der richtige Weg für meine Zeit war und gründete 1859 den Orden der Salesianer Don Boscos, um die Idee von unserer kleinen Familie in die Welt hinauszutragen.

Am 31. Januar 1888 starb ich, Don Bosco. Bis zu meinem Tod hatten wir 250 Häuser in Europa und Lateinamerika eröffnet. Ich habe meinen Traum wahr werden lassen.