Christusträger · Patron der Reisenden
Ich bin, seitdem ich mich erinnern kann, ein großer Mensch gewesen, manche behaupten: ein Riese. Diese Kraft, die ich habe, wollte ich in den Dienst des Mächtigsten stellen. Mit dieser Idee habe ich mich auf den Weg gemacht. Zuerst war ich bei einem König. Er protzte mit seinem Militär. Doch mir fiel auf, dass er immer Angst bekam, wenn jemand vom Teufel sprach. Nicht dieser König, sondern der Teufel schien der mächtigste Herrscher auf dieser Welt zu sein.
Ich verließ den König, um den Teufel zu finden. Der Teufel war ein gefallener Ritter, der durch die Wälder zog und Chaos verbreitete. Ich fand ihn und schloss mich ihm an. Ich spürte die Macht, die von der Zerstörung ausging. Doch ich bemerkte auch, dass der Teufel Kreuze mied. Erblickte er eins, schlug er einen anderen Weg ein. Nicht der Teufel schien am mächtigsten, sondern der Herrscher mit diesem Kreuz.
So verließ ich auch den Teufel und machte mich auf, den unbekannten Herrscher zu suchen. Ich irrte mehrere Tage und Nächte durch das Land. Vergeblich. Völlig erschöpft klopfte ich am Ende eines Tages der vergeblichen Suche an die Tür eines einsamen Hauses. Eine junge Frau machte mir auf und lud mich in ihr Haus ein.
Ich erzählte ihr von meiner Suche. Und sie sagte: Hörst Du das Rauschen des Flusses, der am Fuße dieses Berges strömt? Viele Menschen sind beim Überqueren des Flusses gestorben. Du aber bist stark. Wenn Du den Herrscher treffen willst, trage die Menschen über den Fluss.
Ich tat es. Über viele Jahre hinweg lebte ich am Fluss. Trug die Menschen hinüber und wartete. Viele Jahre lang. Bis ich eines Nachts eine Stimme hörte. Trag mich hinüber. Der Satz weckte mich aus dem Schlaf. Ich sah ein Kind. Ich fragte nicht nach. War viel zu müde. Nahm meinen Stock in die Hand, das Kind auf die Schulter und begann, es über den Fluss zu tragen. Irgendwas war merkwürdig an diesem Kind. Mit jedem Schritt schien das Wasser zu steigen und das Kind schwerer zu werden. Ich kämpfte mich durch den Fluss. Ich schaffte es gerade so ans andere Ufer.
Keuchend ließ ich das Kind von meiner Schulter steigen. Du bist so schwer, sagte ich, als hätte ich die ganze Welt getragen. Das Kind schaute mich nur ruhig an und antwortete: Kein Wunder. Ich bin der, den Du suchst. Ich blinzelte und das Kind war verschwunden.
250 starb ich, Christopherus. Oft blickte ich auf den Fluss und hoffte, das Kind noch einmal zu treffen. Ich sah es nie mehr, doch ich diente ihm bis zum Tod.