Patronin von Irland
Mein Vater verstand nie so richtig, wer ich war. Wie auch? Mein Vater war König Dubhthach von Leinster. Er war nur an sich und seinem Reichtum interessiert – und an dem, was ihm und seinem Reichtum guttat. Wenn es um ihn ging, kannte er keine Grenzen. Ich entstand, weil er sich mit einer Sklavin vergnügte. Als er merkte, dass sie schwanger war, verbannte er sie vom Hof und zahlte ihr fortan Geld, damit sie schwieg. Meine Mutter war Christin, getauft vom heiligen Patrick selbst. Sie brachte mir all das bei, was mein Vater nicht verstand: Hilfsbereitschaft und Freigiebigkeit.
Mein Vater zürnte sehr über mein Handeln. Mit dem Geld sollte ich schweigen, stattdessen waren meine Taten laut und standen in direktem Widerspruch zu seiner Art. Um mich besser zu kontrollieren, holte er mich als Dienstmagd zurück an den Hof. Ich revanchierte mich dafür, dass er mich von meiner Mutter trennte, indem ich sein juwelenbesetztes Schwert einem Bettler schenkte. Sein letzter Versuch, mich zu brechen, war, mich als Braut zu versprechen. Doch ich kam ihm zuvor und bat beim heiligen Wanderbischof Mél um die Weihe.
Er weihte mich als Bischöfin – vielleicht aus Versehen, vielleicht aber auch mit voller Absicht. Frei ließ ich mich zwischen den Wurzeln einer alten Eiche nieder und baute mir eine Höhle. Zunächst war ich für mich allein, doch mit jedem Tag kamen mehr, vor allem Frauen, zu mir. Ich gab ihrem Wunsch nach Freiheit ein Gesicht. Ich war für sie da mit meinem Rat, mit meinem Handeln und auch als Schutz, wenn ihre Entscheidungen infrage gestellt wurden.
Nach und nach gingen sie am Abend nicht mehr fort, sondern blieben bei mir. Wir wurden eine Gemeinschaft. Wir beteten und lebten das Christsein, gaben uns Regeln und gründeten einen Orden. Wir nannten ihn Kildare, das bedeutet Kirche der Eiche. Nach einiger Zeit schlossen sich uns auch Männer an und wir wurden ein Doppelkloster. Ich blieb Äbtissin und bestimmte auch über den Abt.
Am 1. Februar 525 starb ich, Brigida von Kildare. Es war nicht entscheidend, was ich sein sollte, sondern wie ich es gelebt habe.