Bernhard von Clairvaux

Es war der Traum von einem weißen Hündlein mit rotem Rücken, welches nicht aufhören wollte zu bellen, der meiner Mutter die Gewissheit gab: Aus dem Jungen wird mal was. Das war auch ohne Traum nicht so unwahrscheinlich, denn meine Startvoraussetzungen waren perfekt. Wir waren adlig, hatten Güter und mein Vater war ein Diener des Herzogs. Ich erhielt die beste Bildung in einer Klosterschule. Meine Mutter verstarb früh. Sie fehlte mir auf Anhieb.

Nach meiner Schulzeit trat ich mit 30 anderen Männern ins Kloster Cîteaux ein. Während die großen Klöster meiner Zeit in Prunk und Macht lebten, richteten die Mönche von Cîteaux, die Zisterzienser, ihren Blick nach innen. Nicht Verzicht, sondern Fokus auf das Wesentliche. Was brauchte ich Wein, Ingwer, Salbei und Pfeffer, wenn mich auch Wasser und Brot sättigten?

Der Fokus gab mir Freiheit. Und die Freiheit gab mir Raum für die Erfahrungen mit meiner Spiritualität. Viele suchten die Antwort im Studium der Schrift. Doch ein Blick in die Welt mit unabgelenktem Geist kann so viel mehr lehren. Zwei Jahre nach meinem Eintritt wurde ich gesandt, ein neues Kloster mit dem Namen Clairvaux zu gründen. Während meine Mitbrüder dachten, die Klarheit käme durch schmerzhaften Verzicht, etablierte ich einen genussvollen Blick auf die Einfachheit. Wir brauchten keine prunkvollen Klöster und Kirchen, aber wohl Gebäude, die Raum gaben für das Spiel von Licht und Schatten.

Es war erfolgreich: Clairvaux strahlte. 67 Klöster gründete ich. Ich bereitete Konzile mit vor, stritt um die richtige Lehre und meine Worte hatten Einfluss. Meine Worte brachten Einsicht und Einkehr, aber auch Krieg und Unheil. Denn meine Worte waren es, die Kreuzzüge rechtfertigten und dafür begeisterten. Ich war blind aus Überzeugung. Und konnte nicht davon ablassen, Kreuzrittern das Paradies zu versprechen.

Am 20. August 1153 starb ich, Bernhard von Clairvaux, an den Folgen meines asketischen Lebensstils. Ich war Entrepreneur und Mystiker und lebte so sehr für den Erfolg, dass ich vergaß, welche Verantwortung ich für mich hatte.

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