Kirchenlehrer
Was ist der Glaube schon wert, wenn er sich nicht tatsächlich im Leben zeigt? Diese Frage beschäftigte mich das ganze Leben lang. Ich bin als Kind einer reichen portugiesischen Familie geboren, genoss die gute Bildung und war fest entschlossen, Priester zu werden. Wie, wenn nicht als Priester, könnte ich meinem Glauben Ausdruck verleihen? Ich ging zu den Augustinern. Zuerst an deren Schule, dann in ihr Kloster. Ich studierte und betete im Takt des Stundengebets. Denn so, dachte ich, kommt Glaube in mein Leben. Mit 17 Jahren wurde ich zum Priester geweiht.
Vielleicht wäre ich für immer im Takt von Studieren und Beten geblieben, wenn ich nie von dem Orden der Franziskaner gehört hätte und insbesondere vom Schicksal der fünf Brüder, die in Marokko missionieren sollten und dafür mit ihrem Leben bezahlten. Wie viel mutiger war ihr Handeln? Sie saßen nicht auf der Kirchenbank und beteten, sondern sprachen zu Menschen, waren bei den Armen und Schwachen und trauten sich sogar in Gebiete, in denen ihnen Gefahr drohte. Ich entschloss mich, in ihren Orden einzutreten und ebenfalls auf Mission in Marokko zu gehen.
Doch kaum war ich auf dem anderen Kontinent angekommen, wurde ich krank und war gezwungen zurückzureisen. Eigentlich wollte ich zurück nach Portugal, doch ein Sturm erfasste mein Schiff und so gelangte ich nach Sizilien. Unzufrieden mit mir selbst nutzte ich die Gelegenheit, in Italien zu sein, und ging mehrere Wochen lang nach Assisi. Dort lebte ich lange Zeit als Einsiedler.
1221 nahm ich an einem Generalkapitel meines Ordens teil. Neben 3000 anderen Ordensbrüdern traf ich auch Franziskus. Er erkannte mein Talent, komplexe Dinge mit Alltäglichem zu beschreiben, und gab mir meinen Mut zurück. Ich war vielleicht nicht derjenige, der mit dreckigen Händen nach Hause kam, aber ich konnte derjenige sein, der geduldig erklärte, versöhnte und überzeugte. Ich wurde nach Norditalien geschickt. In dieser unruhigen Region war ich eine beharrliche Stimme, denn ich zeigte den Menschen, wo Glaube in ihrem Leben ist, anstatt sie zu maßregeln.
Am 13. Juni 1231 starb ich, Antonius von Padua. Glaube wird erst dann verstanden, wenn Menschen ihn in ihrem Leben erkennen.