Gutsbesitzerin · Bremerin
Es gibt so einige Zufälle in meinem Leben. Ich komme aus einer adligen und einflussreichen Familie. Mein Bruder war der Bischof von Paderborn. Ich wurde standesgemäß verheiratet mit Liudger, dem Sohn des Herzogs Hermann von Sachsen.
Die Zeit mit meinem Mann war nur kurz: Er starb bereits zehn Jahre nachdem wir gemeinsam auf unseren Königshof in Stiepel gezogen waren. Alles in Stiepel erinnerte mich an ihn. Ich wollte weg. Zu meinem Glück hatten die Bürger:innen einer kleinen Stadt im Norden ihrer Stadtmauer Steine geklaut, um ihren Dom zu bauen. Liudgers Vorfahren nutzten diese Gelegenheit und überfielen sie. Seitdem gehört Bremen und sein Umfeld zu unserem Familienbesitz und ich konnte mich ins schöne Lesum bei Bremen zurückzuziehen.
Ich liebte mein Leben dort. Die Stadt hatte eine stolze Bürgerschaft. Und ich nutzte meine Zeit und mein Hab und Gut, um denen zu helfen, die es brauchten. Die Bürger:innen schätzten mich und wussten, dass ich immer ein offenes Ohr für ihre Probleme hatte. Sie erzählten mir, dass es zu wenig Weidefläche gibt. Weil ich wusste, dass meine Familie mehr als genug besaß, fragte ich meinen Schwager um Land.
Ich wollte eine Fläche, die so groß war, dass sie ein Mensch innerhalb einer Stunde umlaufen konnte. Mein Schwager spottete über meine Idee und dachte sich einen fiesen Plan aus. Er sagte, dass er so viel abgegeben würde, wie ein Mensch an einem Tag zu umlaufen schafft, aber er wollte den Menschen aussuchen. Nichtsahnend stimmte ich zu. Hinterlistig wählte er einen Mann ohne Beine.
Ich dachte schon, der Traum einer Bürgerweide sei damit vorbei, doch was wir alle unterschätzt haben: ein Mensch, der schon immer ohne Beine lebte, war rasend schnell auf den Händen. So umlief er ein riesiges Gebiet. Die Bürger:innen jubelten. Seit dem Tag wussten sie, dass ich auf ihrer Seite stand.
Am 3. Dezember 1038 starb ich, Emma von Lesum. Ich schenkte der Bürgerschaft von Bremen Land und bin die erste Bremerin, die namentlich erwähnt wird.