Gründer der modernen Caritas
Ich war das dritte von sechs Kindern. Meine Eltern verdienten ihr Geld als Bauern. Wir lebten nicht schlecht, doch ihnen war es wichtig, dass einer von uns Karriere machte. Ich schien ihnen dafür am geeignetsten. Keine Ahnung, wieso. Vielleicht war ich ehrgeizig. Vielleicht aber auch nur am wenigsten zu gebrauchen. Mit 14 Jahren begann ich meine Ausbildung zum Priester, mit 16 mein Studium der Theologie in Toulouse und mit 19 war ich bereit, meine erste Pfarrstelle anzunehmen.
Doch es gab viele Priester und die Pfarrstellen waren sehr beliebt. Denn mit einer solchen Stelle hatte man Ruhm, Ehre und ausgesorgt. Um einen Vorteil gegenüber den anderen Konkurrenten zu haben, unternahm ich eine Wallfahrt zu den sieben Pilgerkirchen in Rom. Sie sollten alle wissen, dass ich nicht nur schlau, sondern auch fromm war. Die Stelle bekam ich nicht.
Deswegen schlug ich mich mit geliehenem Geld und Minijobs durch den Alltag. Doch meine Schulden konnte ich nie zurückzahlen und musste fliehen. Auf der Flucht fingen mich Pirat:innen ein und verkauften mich als Sklaven nach Tunis. Erst war ich bei einem Fischer, dann bei einem Alchemisten und schließlich bei einem ehemaligen, nicht mehr glaubenden Franziskaner. Er haderte mit den Religionen. Wir verstanden uns gut. Er war es auch, der mir half, über das Meer zurück nach Paris zu fliehen.
Ich war 27, als ich endlich meine Pfarrstelle bekam. Ich lebte in Gemeinschaft mit anderen Priestern und lernte die gegenseitige Freundschaft und Unterstützung schätzen. Egal, wer in Not war: Die Gemeinschaft stützte. Auf den vielen Pfarrstellen, die ich in den nächsten Jahren bekam, sah ich immer wieder dasselbe: Armut auf der einen Seite und fromme Übungen auf der anderen. Es fehlte die Tat als Verbindung zu dem, was wir beteten.
Ich gründete über die nächsten Jahre Gemeinschaften, in denen die Menschen ganz praktisch Christ:innen waren. Indem sie in Gemeinschaft für die Armen da waren. Statt Gebetszeiten festzusetzen, schulte ich wachsame Augen gegenüber der Not. Bei den Gründungen und Projekten half mir Luise von Marillac. Ohne sie wäre mein Name heute nicht so groß.
Am 27. September 1660 starb ich, Vinzenz von Paul, in Paris. Ich gelte als Begründer der modernen Caritas.
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